Meigl Hoffmann: Kabarett in der Pathologie

Meigl Hoffmann wird die Premiere seines neuen Solo-Programms "Vom Witz getroffen" Anfang März in der Pathologie feiern. Kabarett in der Pathologie? Ist das nicht gruselig? Riecht's da nicht komisch? Es geht, ist gar nicht so schlimm, dafür ziemlich spektakulär. Drei Abende lang kommt der Central-Kabarettist in die Liebigstraße 26, in den Hörsaal der Pathologie. Ab 13. März läuft das Stück dann im Stammhaus am Markt 9.

"Pathologen machen immer ihren Schnitt", weiß der Auftretende und Autor, seine Frau Tanja arbeitet ebendort. Sie könnte folgende Situation sicher gut nachvollziehen: Ein Mensch wacht in der Kühlkammer der Pathologie auf und entdeckt einen Zettel an seinem Fuß. Auf dem steht zu lesen, dass die Todesursache unklar ist sowie "Hallo Caro, den machen wir nach Pfingsten fertig." Peter Paulsen, der Wachgewordene, kombiniert: Zettel am Fuß und langes Wochenende, das bedeutet: Kein Entkommen, keiner da. Die Tür ist verschlossen, die Telefonzentrale nicht besetzt.

Paulsen, sagt Meigl Hoffmann, sei somit "aus dem normalen Alltagsrennen herausgenommen, muss innhealten und nachdenken". Also versucht er sich an das Leben vor seinem vermeintlichen Tod zu erinnern, an seine Arbeit als Kellner in Auerbachs Keller, an die Familie, Freunde - an einen alkoholbedingten Absturz. Wir erleben einen "kleinen Mann zwischen den Mühlsteinen von Politik und Wirtschaft", einen, der beispielsweise seinen Freund Paul schon aus dem Kindergarten kennt ("Dem einzigen Kindergarten ohne Garten - wir haben Bäume und Blumen gemalt"). Und einen, dem erst im Showdown bewusst wird, warum er vor Pfingsten derart hingebungsvoll zur Flasche gegriffen hat, dass er schließlich in der Pathologie gelandet ist.

Während des Programms bekommt das Publikum - nicht die Hauptfigur, Peter Paulsen bleibt auf sich allein gestellt - Besuch. Unter anderem trifft der Schutzheilige der Raucher, Altkanzler Helmut Schmidt ("Schmidt nimm uns mit") ein, um Fragen zu beantworten, die keiner gestellt hat, kommt eine harmlose, kleine Omi aus Leipzig ins Erzählen sowie der Westdeutsche an sich, ein Ruhrpottler. "'Vom Witz getroffen' spielt auf der gesamten Klaviatur des Witzes", freut sich Meigl Hoffmann und ist der Meinung, Solokabarett laufe im Normalfalle so: Ein Anzugträger geht raus auf die Bühne und quatscht das Publikum voll. "Ich aber brauch eine Geschichte und eine Figur", so wie im "Sachsentaxi", in dem Taxifahrer Rolli Euling-Masalsky die Welt erklärt.

Das neue Programm habe "etwas sehr Menschliches" und behandele Fragen wie "Wo ist dein Platz in der Welt?" und "Was kannst du machen und was nicht?" Was Mit-Central-Kabarettist Karsten Wolf auf jeden Fall machen kann, ist Musik! Meigl Hoffmann und er hätten mittlerweile einen so guten Draht zueinander, dass sich Text und Musik im Laufe der Stückentwicklung wechselseitig verstärkten. Für "Vom Witz getroffen" knöpften sich die Beiden zum Beispiel Nancy Sinatras "These Boots Are Made For Walking" vor und machten aus des alten Barden Reinhard Meys "Ich bin Klempner von Beruf" ein "Ich bin Kanzler von Beruf". Zurück in die Pathologie: Deren Chef, Prof. Christian Wittekind, sei ihm sehr entgegenkommen, verrät Meigl Hoffmann. Und so komme er nun dahin, wo sonst Studenten sind. Auch weil diese nicht in Massen ins Kabarett stürmten ...

Termine:
01.-03.03. Hörsaal der Pathologie, Liebigstraße 26
13./14.03. Central-Kabarett
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Wort und Bild: Ernie Le Coq

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